Grüner Star (Glaukom)

Unter dem Begriff Glaukom oder Grüner Star wird eine Gruppe von Erkrankungen zusam­mengefasst, die zu einer Schädigung des Sehnerven mit begleitendem Gesichtsfeldausfällen und einer Minderung der Sehschärfe führen. In den meisten Fällen geht diese Schädigung mit Steigerungen des Augeninnendruckes einher. In aller Regel gilt dabei, je höher der Augendruck, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten oder Fortschreiten eines Glaukomschadens. Neben einem erhöhten Augeninnendruck gibt es jedoch auch andere Risikofaktoren, die zu einem Nervenfaserverlust führen können, wie z. B. ein zu niedriger Blutdruck oder starkes Rauchen.

Die Ursachen für eine Augeninnendrucksteigerung sind vielgestaltig. Beim eher selten auftretenden angeborenen Glaukom findet sich ein unvollständig ausgereif­ter Kammerwinkel (Bereich zwischen Regenbogenhaut und Hornhaut), so dass regulärer Abfluss nicht gewährleistet wird. In Folge dieser allmählichen Drucksteigerung wird bei Säuglingen eine Vergrößerung des Auges beobachtet, welche auf die noch bestehende Dehnbarkeit des Gewebes zurückführbar ist. Tritt die Drucksteigerung erst beim älteren Kind oder jungen Erwachsenen auf, spricht man von einem juvenilen (jugendlichen) Glaukom. Die häufigste Glaukomform ist das Offenwinkelglaukom. Hierbei ist der Kammerwinkel normal angelegt, nicht durch die Regenbogenhaut verlegt und es liegt keine andere Augenerkrankung als Ursache der Drucksteigerung vor. Der Grund für die Augendrucksteigerung liegt in der Zunahme des Abflusswiderstandes im sog. Trabekelwerk (ein feines Maschenwerk im Kammerwinkel).

Als Manifestationsformen kennt man heute:

  • Augen mit Glaukomschaden bei erhöhten Augendruck
  • Augen mit Glaukomschaden, aber normalem Augendruck
  • Augen mit erhöhtem Augendruck, aber ohne sichtbaren Glaukomschaden.

Die Übergänge können dabei fließend sein.

Eine klare Grenze, ab der ein Augendruck schädigend wirkt, gibt es nicht. Allerdings gilt der Bereich zwischen 12 und 21 mmHg für den Augeninnendruck als normal. Beim sog. Primären Winkelblockglaukom liegt eine teilweise oder vollständige Blockierung der Kammerwasserabflusswege durch die Regenbogenhaut vor.
Man unterscheidet ein akutes Winkelblockglaukom vom chronischen.

Ein akutes Winkelblockglaukom tritt typischerweise beim weitsichtigen (kurz gebauten Auge) älteren Menschen auf, wo die dicker werdende Linse eine zunehmende Abflachung der Vor­derkammer bewirkt und zusätzliche Momente (z.B. eine Pupillenerweiterung unter Stress­situationen oder medikamentös) eine vollständige Verlegung der Abflusswege bewirken. Ein sog. Glaukomanfall entsteht, bei dem rasch massiv erhöhte Augeninnendruckwerte auftreten. Häufig leiden die Patienten dann an starken Kopf- und Augenschmerzen, das Auge ist gerötet, die Sehschärfe fällt ab, allgemeine Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen können beglei­tend sein.

Das chronische Winkelblockglaukom ist durch einen mehr oder weniger permanent erhöhten Augendruck gekennzeichnet. Meist liegen bereits Verklebungen oder Verwachsungen im Kammerwinkel vor, die durch vorherige intermittierende Drucksteigerungen oder leichte Entzündungen entstanden sind.

Zu sog. Sekundären Glaukom können eine Reihe von Augenerkrankungen, Verletzungen oder Operationen führen. Die häufigsten seien hier erwähnt:

  • Pseudoexfoliationsglaukom
    (ursächlich durch Ablagerungen von abnormen Eiweissverbindungen an verschiede­nen Anteilen des Auges, insbesondere an der Linse und im Kammerwinkel)
  • Pigmentdispersionsglaukom
    (Ablagerungen von Melanin, das wichtigste Pigment im menschlichen Körper, besonders an Hornhaut und im Kammerwinkel)
  • Neovaskularisationsglaukom
    (Neubildung von Gefässen an Regenbogenhaut und Kammerwinkel als Folge von Durchblutungsstörungen der Netzhaut, z.B. bei Diabetischer Retinopathie und Venen­verschlüssen der Netzhaut)
  • maturer (überreifer) grauer Star
  • Iritis (Regenbogenhautentzündung)
  • Verletzungen, insbesondere schwere Prellungen des Augapfels
  • langfristige lokale oder systemische Gabe von Steroiden

Eine Frühdiagnose des Glaukoms ist sehr wichtig ist, um einen irreversiblen Schaden zu vermeiden. Es ist daher zu empfehlen, bei jeglichen Sehstörungen den Augenarzt aufzusuchen. Aber auch ohne Symptome sollte jeder ab dem 40. Lebensjahr eine augenärztliche Untersuchung durchführen lassen, denn das am häufigsten auftretende primär chronische Offenwinkelglaukom kann ohne jegliche Beschwer­den einen schleichenden Schaden verursachen.

Die augenärztlichen Untersuchungen umfassen:

  • Prüfung der Sehschärfe
  • Spaltlampenuntersuchung
  • Messung des Augeninnendrucks
  • Kontaktglasuntersuchung zur Inspektion des Kammerwinkels
  • Beurteilung der Netzhaut des Sehnervenkopfes, ggf. fotografische Dokumentation
  • Laser-Scanning-Retina-Tomographie (HRT)
  • Gesichtsfelduntersuchung
  • Messung der Nervenfaserdicke OCT
  • Beurteilung der allgemeinen Durchblutung, einschliesslich Blutdrucktagesprofil und Farbduplexsonografie
  • elektrophysiologische Untersuchung der Netzhaut und des Sehnerven

Die Therapie des Glaukoms umschließt heute drei Strategien:

  • Senkung und Stabilisierung des Augendrucks
  • Verbesserung und Stabilisierung der Augendurchblutung
  • Schutz der Nervenzellen vor schädigenden Mechanismen (noch experimentell)

Im Vordergrund steht dabei die Senkung des Augeninnendrucks mit folgenden Möglichkei­ten:

  • Medikamente
  • Laserbehandlung
  • Operation

An drucksenkenden Medikamenten steht heute eine Reihe von Substanzen zur Auswahl. Die meisten davon senken den Augendruck, in dem sie entweder die Produktion des Kammerwas­sers reduzieren und/oder seinen Abfluss erleichtern. Sie stehen in aller Regel als leicht appli­zierbare Tropfen, selten in Salbenform, zur Verfügung. Die sogenannten Karboanhydrase­hemmer können auch in Tablettenform verordnet werden. Die Auswahl des Medikaments hängt von der Glaukomart, dem Alter und anderen Faktoren ab. Wichtig ist in jedem Fall die regelmäßige Gabe durch den Patienten. Kann mit Medikamenten allein keine ausreichende Drucksenkung erreicht werden, wird der behandelnde Augenarzt eine drucksenkende Lasertherapie oder Operation empfehlen. An Laserbehandlung stehen zur Verfügung:

  • Laser-Iridotomie (Einschneiden der Regenbogenhaut mit dem Intensivlicht eines Laser
  • transsklerale Zyklofotokoagulation (Verödung des Strahlenkörpers, die Produktionsstätte des Kammerwassers, mittels Laser)

An Operationsmöglichkeiten stehen zur Auswahl:

  • chirurgische Iridektomie - Anlegen einer kleinen Öffnung in der Regenbogenhaut
  • Filteroperation - Ausschneiden eines kleinen Stückes aus dem Maschenwerk des Kammerwinkels und dadurch Schaffung eines zusätzlichen Abflusses unter die Binde­haut, wobei sich ein sogenanntes Filterkissen bildet
  • Ventiloperation - Einbringen eines dünnen Schlauches von der vorderen Augenkammer durch die Augenwand und Ableiten der Flüssigkeit unter der Bindehaut

Ergänzende Informationen finden sie auf der Seite glaukom.de.