Klinikum auf dem Weg zum Magnet-Krankenhaus

Seit Anfang 2020 ist das Städtische Klinikum Dessau Teil der größten Interventions-Studie Europas im Pflegebereich. Ziele der Magnet4Europe-Studie sind, die Arbeitsumgebung von ärztlichem und pflegerischem Personal umzugestalten, um einerseits die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden (wie z.B. Arbeitszufriedenheit, Verringerung von Burnout, Fehlzeiten und Fluktuation) und andererseits die Patienten-Outcomes (Therapieergebnisse) und die Patientensicherheit zu verbessern. Die Evidenz hinsichtlich der Wirksamkeit der Implementierung des Magnet-Konzepts zeigt weltweit bereits eine deutliche Attraktivitätssteigerung der zertifizierten Krankenhäuser für Mitarbeiter und Patienten. Nun soll die Studie untersuchen, ob eine Umgestaltung der Arbeitsumgebung anhand der Magnet®-Prinzipien auch in Europa durchführbar, effektiv und nachhaltig ist.

Magnet®-Intervention
Als Grundlage der Zertifizierung dient das Magnet®-Manual des American Nursing Credentialing Center (ANCC). Dieser Anforderungskatalog erklärt das Magnet®-Modell, das auf den sogenannten Magnet-Kräften basiert. Es umfasst fünf Hauptsäulen (siehe Grafik), die sich gegenseitig beeinflussen und in ständiger Bewegung sind.

Hauptsäulen des Magnet-Modells

  • Strukturelles Empowerment: Flache Hierarchien ermöglichen einerseits den Einbezug von Pflegekräften in Entscheidungen, die die direkte Patientenversorgung betreffen (shared governance) und führt andererseits zu hoher Entscheidungsautonomie durch direkte Übertragung von Verantwortung auf die Bereichsleitungsebene. Die interprofessionelle Kommunikation erfolgt auf Augenhöhe und die Pflege ist bspw. in interprofessionellen Entscheidungsgruppen beteiligt. 
  • Transformationale Führung: Das Führungsverhalten in Magnet-Krankenhäuser zeichnet sich durch Partizipation, Zugänglichkeit, Präsenz und Wertschätzung aus. Die Führungskräfte motivieren statt kontrollieren. Sie betrachten Mitarbeitende individuell und unterstützen sie in ihrer Entwicklung. Gemeinsam werden Innovationen zur Verbesserung des Arbeitsumfeldes initiiert. 
  • Exemplarische professionelle Praxis: Pflegekräfte sind an der Entwicklung, Implementierung und Evaluation des professionellen Modells pflegerischer Praxis beteiligt. Sie übernehmen Führungsaufgaben bei interprofessioneller Zusammenarbeit und zeichnen sich durch Eigenverantwortung und Selbstständigkeit aus. Die Pflegenden verfügen über eigenständige Verantwortungsbereiche. Sie bilden sich in bestimmten klinischen Feldern weiter und sind als Expertinnen und Experten auch für die Praxisanleitung tätig.
  • Neues Wissen, Innovationen und Verbesserungen: Die Klinik fördert pflegewissenschaftliche Strukturen. Pflegekräfte evaluieren und nutzen Evidenz für ihre Praxis und sind am Prozess der Qualitätsentwicklung beteiligt. Pflegekräfte wirken aktiv am Qualitätsmanagement mit.
  • Empirische Outcomes: Pflegequalität wird anhand von Qualitätsindikatoren systematisch bestimmt und gemessen (pflegesensitive Ergebnisse), auf die die Pflege durch Maßnahmen aktiv einwirken kann, bspw. Sturz, Dekubiti. Im Rahmen eines Benchmarks werden diese Ergebnisse mit anderen Kliniken verglichen und Schlussfolgerungen gezogen. Zu den Qualitätsindikatoren gehören auch Patienten- und Mitarbeiterzufriedenheit wie auch strukturelle Rahmenbedingungen. 

Das Städtische Klinikum Dessau als Teilnehmer der Studie

Das Städtische Klinikum Dessau (SKD) ist eines von insgesamt 21 deutschen Krankenhäusern, das die Zusage zur Teilnahme an der Magnet4Europe-Studie erhalten hat. Die Studie hat eine geplante Laufzeit von drei Jahren und wird in sechs europäischen Ländern (Belgien, Deutschland, Großbritannien, Irland, Schweden und Norwegen) durchgeführt. Fester Bestandteil des Projekts ist eine 1:1-Partnerschaft (Twinning) mit einem bereits zertifizierten U.S.-Magnet® Krankenhaus, die das SKD bei der Etablierung der Magnetprinzipien unterstützt.

Unser Partnerkrankenhaus

Der Twinning-Partner des Klinikums ist das in Lancaster (Pennsylvania) beheimatete Penn Medicine Lancaster General Health Hospital (LGH). Das LGH ist ein gemeinnütziges Krankenhaus mit mehr als 300 Haus- und Fachärzten, ambulanten und Notfalldiensten sowie vier Krankenhäusern mit insgesamt 786 zugelassenen Betten. Im März dieses Jahres erhielt das LGH bereits zum 5. Mal die Magnet-Auszeichnung für herausragende Leistungen in der Krankenpflege und wurde damit regional und national für seine klinischen Programme und die Patientensicherheit gewürdigt.