Geschichte des Klinikums am Standort Auenweg
Als drittgrößter Medizinstandort in Sachsen-Anhalt verfügt der Eigenbetrieb der Stadt Dessau-Roßlau über circa 750 Betten und deckt mit seinen 24 Fachbereichen und 16 Zentren nahezu alle Spezialisierungen der Medizin ab. Seit 1994 wurde das Klinikum etappenweise bis 2011 neu gebaut und steht als Maximalversorger für die Behandlung der Patienten in der Region Sachsen-Anhalt Ost zur Verfügung.
Das älteste Hospital innerhalb der Mauern Dessaus wird erstmals in einer Urkunde aus dem Jahre 1228 als "Hospital in Dessau" erwähnt. Das Hospital Sankt Georgen gilt als zweitältestes Hospital und Armenhaus. Der erste schriftliche Nachweis stammt aus dem Jahre 1408. Als man 1680 das Übergreifen der Pest auf Dessau befürchtete, wurden mit Mitteln des Hospitals "Zum Heiligen Geist" Grundstücke zwischen der jetzigen Stadtschwimmhalle und der Museumskreuzung gekauft und ein Pestlazarett eingerichtet, das später als Siechenhaus und Bettlerherberge diente. Von 1766 bis 1770 ließ Fürst Franz ein "Armen-, Siechen-, Arbeits-, Zucht- und Gefängnishaus" nach Entwürfen von F.W. von Erdmannsdorf an der Westseite der Franzstraße errichten.
Das Klinikum kann auf eine mehr als 200-jährige Gesichte zurückblicken
1816 verkaufte die Landesregierung das Gebäude und mietete für die Kranken ein Haus an der Ostseite der Franzstraße, welches sie 1820 kaufte. Damit stand der Bevölkerung und dem Militär ein Staatliches Krankenhaus zur Verfügung, und es beginnt die eigentliche Geschichte des Städtischen Klinikums. Schon 1850 reichte der Platz im Krankenhaus für die Versorgung nicht mehr aus; es erfolgte ein Erweiterungsbau im Nachbargrundstück. 1851 wurden beide Gebäude durch einen Verbindungsbau räumlich vereinigt. Angeregt durch die Gründung kommunaler Krankenhäuser in anderen Städten Anhalts, versuchte die Landesregierung, sich aus Kostengründen des Staatlichen Krankenhauses in Dessau zu entledigen.
Nach Bildung des Kreises Dessau im Jahre 1870 wurde es am 1. Juli 1872 durch den Kreis unter Zusicherung eines jährlichen Zuschusses durch die Regierung als Kreiskrankenhaus übernommen. Dr. Mohs strebte als dirigierender Arzt beharrlich den Neubau eines zeitgemäßen Krankenhauses an. Am 20. Dezember 1887 konnte das 1886 nach Plänen der Berliner Architekten Schmieden und Gropius (Vater von Walter Gropius) begonnene neue Krankenhaus mit 100 Betten nebst einem Isolierhaus eingeweiht werden. Das Hauptgebäude mit Front zur Gropiusallee, Pavillons und Nebengebäude waren so angelegt, dass Erweiterungen möglich waren.
Schon 1897 erwies sich das Krankenhaus als zu klein und wurde durch Umbauten erweitert; 1904/05 folgte ein großzügiger Erweiterungsbau. 1922 wird die Bettenzahl mit 330 angegeben. Mit dem Ausbau der Junkerswerke und weiterer Industriebetriebe wuchs in den 20er Jahren die Einwohnerzahl Dessaus erheblich. Deshalb sah ein Projekt die Erweiterung des Kreiskrankenhauses auf 710 Betten vor. Doch der Vorschlag der Staatsregierung über die Auskreisung der Stadt Dessau sprengte den Zweckverband zwischen Kreis und Stadt zur Schaffung eines neuen Krankenhauses.
Am 1. April 1935 ging das Krankenhaus aus dem Eigentum des Kreises Dessau-Köthen an die Stadt Dessau mit der neuen Bezeichnung "Städtische Krankenanstalten Dessau" über. Mit Beginn des 2. Weltkrieges kam das Aus für ein geplantes neues Krankenhaus. Auf dem Gelände Kühnauer Straße wurden zusätzliche Baracken aufgestellt und in der Gropiusallee 1943 ein bombensicherer Großbunker mit einer Station für Schwerkranke errichtet. Mit den zunehmenden Bombenangriffen im letzten Kriegsjahr wurde das Krankenhaus dezentralisiert. Bei dem Bombenangriff am 7. März 1945 wurden außer den Betten im Bunker und im heutigen Entbindungshaus alle Patientenunterkünfte zerstört. Nach dem Angriff standen für Dessau und Umgebung 60 Betten im Bunker, 53 im Behelfskrankenhaus Kornhaus, 120 im Junkerskrankenhaus, 85 im "Eichenkranz" und in der "Goldenen Weintraube" in Wörlitz und 200 im Josephs- und Diakonissenkrankenhaus zur Verfügung.
Nachkriegszeit und DDR
Mit dem Einzug der sowjetischen Streitkräfte musste das Junkerskrankenhaus geräumt werden. Man entschied sich für die Errichtung eines Behelfskrankenhauses in der Fliegertechnischen Vorschule in Alten. Ein OP-Trakt und ein Verbindungsgang zum chirurgischen Bettenhaus wurden angebaut. Im Winter 1945/46 wurde die ehemalige Berufsschule der Junkerswerke in der Köthener Straße zum Infektionskrankenhaus umgebaut. Anfang 1947 umfasst das Krankenhaus 862 Betten. 1950 werden seitens der Stadt die Planungen für einen Krankenhausneubau in Haideburg wieder aufgenommen. 1954 zog die Augenabteilung in eine Villa in der Puschkinallee, die Hautklinik in ein neues Gebäude in der Kühnauer Straße und es kam das Aus für den Krankenhausneubau.
1957/58 wurde ein Beatmungszentrum gebaut; 1958 bis 1960 entstand die neue Kinderklinik. 1959 wurden die Städtischen Krankenanstalten, die über 1.013 Betten verfügten, zum Bezirkskrankenhaus. 1963 und 1969 wurden HNO-Klinik und Dialyse in Baracken untergebracht, 1971 die Chirurgische Ambulanz und eine Intensivstation angebaut, 1977 bis 1981 das ursprünglich als Pflegeheim geplante Mittelganghaus.
Nachwendezeit
Mit der deutschen Einheit erfolgte die Übernahme des Krankenhauses in kommunale Trägerschaft der Stadt Dessau und die Umbenennung in "Städtisches Klinikum Dessau". Die Planungen für einen Krankenhausneubau wurden unmittelbar nach der Wende aufgenommen und der durch das Land Sachsen-Anhalt geförderte Ersatzneubau wurde schrittweise realisiert.
Ersatzneubau
Im März 1994 erfolgte die Grundsteinlegung. Der 1. Bauabschnitt – ein Bettenhaus mit 160 Betten und der Augen-OP-Bereich. Diese Bereiche wurden am 1. August 1996 übergeben. Der 2. Bauabschnitt – ein Funktionstrakt mit Labor, Abteilung für Nukleartherapie, Hautklinik – wurde ab 2. März 1998 schrittweise bezogen. Ende 2001 wurde der 3. Bauabschnitt – ein Funktionstrakt mit Strahlentherapie, Notaufnahme, Radiologie und neun Operationssälen sowie ein Bettenhaus mit 160 Normalpflege- und 16 Intensivpflegebetten – in Betrieb genommen. Der 4. Bauabschnitt – ein weiteres Bettenhaus mit 192 Betten sowie ein Haupteingangsgebäude mit Patientenaufnahme, konservativer Intensivtherapiestation mit 14 Betten, Entbindungsabteilung, Wöchnerinnen- und Neugeborenenstation, klinischer Dialyse, Küche und Cafeteria – ist seit dem Jahr 2005 in Betrieb.
Im September 2011 wurde der 5. Bauabschnitt des Städtischen Klinikums Dessau offiziell eingeweiht. Nutzer sind seitdem die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin mit 31 Betten sowie die Kinderambulanz, in der ersten Etage eine Hotelstation mit 17 Betten und im Erdgeschoss ein „Zentrum für interdisziplinäre Onkologie“. Mit der Einweihung des 5. Bauabschnittes war der Neubau des Städtischen Klinikums abgeschlossen.
Mitglied des VKLK
Als kommunales Haus pflegt das Klinikum eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit zahlreichen Partnern in der Region.
Deshalb zählt das Städtische Klinikum Dessau auch zu den zehn Gründungsmitgliedern des Verbands der kommunalen und landeseigenen Krankenhäuser Sachsen-Anhalts (VKLK). Im März 2015 gegründet, setzt sich der kommunale Verband dafür ein, eine wohnortnahe, qualifizierte Gesundheitsversorgung in Sachsen-Anhalt zu gewährleisten und dadurch die Position der Mitgliedskliniken zu stärken.
Fusion mit dem Diakonissenkrankenhaus
Zum 1. Januar 2021 wurde der Zusammenschluss vom Städtischen Klinikum mit dem Diakonissenkrankenhaus umgesetzt. Das vergrößerte Klinikum verfügt über zwei Standorte mit 23 Fachbereichen und 14 Zentren. Das Klinikum mit seinen 2.000 Mitarbeitern versorgt jährlich rund 100.000 Patienten.