
Geschichten aus der Pflege
Die besten Geschichten schreibt das PflegeLeben
Fest steht, wir sollten wieder mehr über die positiven Seiten unseres Berufes sprechen. Viel zu selten wird über die Momente gesprochen, die uns berühren, die diesen herausfordernden Beruf so erfüllend machen. Das möchten wir ändern. Darum haben wir die Aktion „Die besten Geschichten schreibt das PflegeLeben“ für uns alle gestartet. Wir berichten uns aus der Pflege von unseren schönsten Erfahrungen, so Dipl.-Pflegewirt Daniel Behrendt, MPH.
Ein neuer Anfang in Deutschland: Die inspirierende Geschichte von Mikela
In einem kleinen, lebhaften Dorf in Albanien träumte Mikela Tocka von einer besseren Zukunft für sich und ihre Familie. Als verheiratete Frau und Mutter von zwei Kindern war ihr größter Wunsch, ihren Kindern eine sichere und vielversprechende Zukunft zu bieten. Der Gedanke an Deutschland, ein Land bekannt für seine sozialen Werte und Bildungschancen, wurde zu einer tief verwurzelten Sehnsucht.
Der Weg nach Deutschland war jedoch alles andere als einfach. Mit einem vollen Terminkalender, der Beruf, Familie und das Erlernen der deutschen Sprache umfasste, stellte sich Mikela den Herausforderungen mit unerschütterlichem Willen. Der entscheidende Wendepunkt kam mit einem Online-Interview beim Städtischen Klinikum Dessau, das ihr Leben verändern sollte. Die Zusage war der erste Schritt in eine neue Welt – ein greifbarer Traum.
Der Einwanderungsprozess stellte Mikela vor zahlreiche Hürden, doch sie ließ sich nicht entmutigen. Mit der Unterstützung ihrer Familie und ihrer eigenen Entschlossenheit meisterte sie jede Herausforderung. Im Januar 2024 trat sie ihren neuen Job in der Notaufnahme des Städtischen Klinikums an. Trotz anfänglicher Nervosität fand sie schnell ihren Platz im Team, unterstützt von herzlichen Kollegen, die sich gemeinsam für das Wohl der Patienten einsetzen.
Die ersten Monate waren geprägt von Emotionen – Ängsten und Zweifeln, aber auch von Momenten des Triumphs. Die Anerkennung ihres Diploms war ein bedeutender Meilenstein auf ihrem Weg zur Integration. Das Klinikum bot nicht nur eine Unterkunft und einen Kindergarten für ihre Kinder, sondern auch ein Integrationsteam, das ihr bei den oft überwältigenden Behördengängen zur Seite stand.
Mit jedem Tag fühlte sich Mikela stärker in Deutschland integriert. Die Sprache wurde flüssiger, Ängste schmolzen dahin und die Freude über kleine Erfolge wuchs. Ein Jahr nach ihrem Umzug blickt sie auf eine Reise voller Emotionen zurück: Sie hat nicht nur einen neuen Job gefunden, sondern auch eine neue Heimat in Dessau – einem Ort, an dem sie sich willkommen und geborgen fühlt.
Mikela ist nicht nur eine Pflegefachkraft in der Notaufnahme; sie ist eine Kämpferin für ihre Familie und ihre Träume. Ihr neues Kapitel ist gefüllt mit Hoffnung, Liebe und unendlichen Möglichkeiten. Sie möchte allen Beteiligten danken, die sie auf diesem Weg unterstützt haben.
Mikela Geschichte ist ein inspirierendes Beispiel dafür, wie Entschlossenheit und Unterstützung dazu beitragen können, Träume zu verwirklichen – ganz gleich aus welchem Teil der Welt man kommt.
Das Intensivtagebuch: Ein Buch, das Leben verändert
Ein Aufenthalt auf der Intensivstation ist für Patienten und Angehörige oft eine Zeit der Angst, Unsicherheit und Hilflosigkeit. Doch auf der Station 24, auf der die Pflege mit Herz und Verstand großgeschrieben wird, hat ein besonderes Projekt in den letzten Jahren eine neue Brücke der Kommunikation und Heilung geschaffen:
Das Intensivtagebuch
Seit über einem Jahr wird dieses Tagebuch auf der Station geführt, und bereits mehr als 80 Patienten konnten es mit nach Hause nehmen – als Erinnerung an schwierige, aber auch hoffnungsvolle Tage. Ein Tagebuch für das Leben.
Peter P., 58 Jahre alt, war einer der ersten Patienten, die dieses besondere Buch erhalten haben. Nach einer schweren Erkrankung, die ihn mehrere Wochen auf der Intensivstation hielt, beschreibt er das Tagebuch heute als einen unverzichtbaren Begleiter: „Es ist ein Teil meines Lebens. Ich werde es niemals entsorgen.“
Für ihn war die Zeit auf der Intensivstation geprägt von einem Gefühl der Orientierungslosigkeit. Die Erinnerungen an diese Phase sind lückenhaft und von beängstigenden Träumen durchzogen. Er erzählt von Albträumen, die ihn noch immer beschäftigen, und von der erdrückenden Hilflosigkeit, nichts allein tun zu können. Doch das Tagebuch half ihm, diese Bruchstücke seines Erlebens zu ordnen.
„Die Erinnerungen kommen wie Legosteine zurück, Stück für Stück,“ berichtet P. Das Tagebuch wurde zu einem Werkzeug, um diese Teile zusammenzufügen und die traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten.
Ein Projekt, das Hoffnung schenkt
Das Intensivtagebuch ist jedoch nicht nur für Patienten ein Segen. Auch Angehörige schätzen es sehr. Peters Frau nutzte das Tagebuch, um ihre Gefühle und Gedanken während der schweren Zeit niederzuschreiben. Für sie wurde das Schreiben zu einer Art Therapie, die ihr half, mit der Sorge um ihren Mann umzugehen.
Pfleger Marcel, der das Interview mit Peter P. im Rahmen seines Stationsleitungskurses führte, betont: „Das Feedback der Patienten und Angehörigen ist uns unglaublich wichtig. Es motiviert unser Team und zeigt uns, dass unser Einsatz einen echten Unterschied macht.“
Seit der Einführung des Intensivtagebuchs hat sich das Engagement der Pflegekräfte verstärkt. Die positive Resonanz der Patienten und die bewegenden Geschichten, die sich in den Tagebüchern widerspiegeln, sind eine Quelle der Inspiration.
Das Team hinter den Seiten
Das Intensivtagebuch ist nicht nur ein Buch, sondern ein Ausdruck von Fürsorge und Menschlichkeit. Es erfordert Zeit, Einfühlungsvermögen und Engagement, um die Ereignisse des Tages festzuhalten. Doch die Pflegekräfte wissen, dass sie mit jedem geschriebenen Wort eine Brücke bauen – eine Brücke zurück ins Leben.
Die mehr als 80 erstellten Tagebücher sind ein beeindruckender Beweis dafür, wie wichtig dieses Projekt für Patienten und Angehörige ist. Viele berichten, dass sie die Bücher auch nach Monaten oder Jahren immer wieder zur Hand nehmen.
Ein Blick in die Zukunft
Das Intensivtagebuch hat sich als Erfolgsmodell etabliert und ist für viele Patienten zu einem Symbol der Hoffnung geworden. Die Station plant, das Projekt weiter auszubauen und noch mehr Patienten diese Möglichkeit zu bieten. Peters Worte bringen auf den Punkt, was dieses Tagebuch bedeutet: „Es ist mehr als ein Buch. Es ist ein Stück meines Lebens, das mir zeigt, wie weit ich gekommen bin.“
Ein Dank gilt allen Pflegekräften, die dieses Projekt mit Leben füllen. Ihr Einsatz macht den Unterschied – für die Patienten, die Angehörigen und für die Menschlichkeit in der Medizin.
Katrin Fiedler, Station 24