Radiojodtherapie bei bösartigen Schilddrüsenerkrankungen
Nach der Operation eines bösartigen Schilddrüsentumors sind Sie zur Radiojodtherapie überwiesen worden. Hiermit möchten wir Ihnen eine Erstinformation geben, was Sie im Rahmen der Therapie erwartet.
Ziel der Radiojodtherapie (RJT)
Es ist operativ nicht möglich, die Schilddrüse restfrei zu entfernen. Um Ihnen jedoch die Sicherheit geben zu können, dass kein Tumorgewebe mehr nachwachsen kann, soll die RJT dieses Restgewebe komplett beseitigen. Durch verschiedene Voruntersuchungen (z.B. Ultraschall, Szintigrafie) werden wir zunächst die Größe des Restgewebes abschätzen.
Wie wirkt das Radiojod?
Das Radiojod wird in Form einer Kapsel verabreicht. Schilddrüsenzellen und in den meisten Fällen auch die Zellen von Schilddrüsentumoren nehmen Radiojod auf. Das Radiojod kann durch seine Strahlung Schilddrüsenzellen zerstören und schont gleichzeitig aufgrund seiner kurzen (wenige mm) Reichweite im Gewebe die benachbarten Organe. Mit dem Blut wird das Radiojod durch den ganzen Körper transportiert und "findet" so die Schilddrüsenzellen überall im Körper, so dass auch Tumorabsiedlungen erfolgreich therapiert werden können.
Ein geringer Teil der Strahlung verlässt den Körper und ist von aussen messbar. Dies ermöglicht das Erstellen von Bildern vom gesamten Körper (Ganzkörperszintigrafie) zur Kontrolle des Therapieverlaufs- und erfolgs.
Von der Wirkung spüren Sie bei der Therapie im Regelfall nichts. Gelegentlich kann es zu einer Schwellung des Schilddrüsenrestgewebes kommen mit Halsschmerzen. Dies ist jedoch durch Kühlen und Medikamente gut zu behandeln.
Nebenwirkungen
Haarausfall oder Übelkeit, wovon Sie vielleicht bei anderen Tumorpatienten während einer Chemotherapie oder einer Bestrahlung des Körpers von außen gehört haben, treten bei der RJT nicht auf.
Wegen der Entfernung der Schilddrüse kommt es nach der Operation zu einer Schilddrüsenunterfunktion. Dies kann zu einer Gewichtszunahme mit Anschwellen von Fingern, Knöcheln und Gesicht führen. Auch Frieren, eine depressive Stimmungslage, allgemeine Schwäche und Müdigkeit oder eine tiefere Stimme können auftreten. Diese Symptome sind jedoch vorübergehend und verschwinden, sobald Sie Schilddrüsenhormone einnehmen.
Die Unterfunktion ist jedoch Voraussetzung, damit die Schilddrüsenzellen das Radiojod aufnehmen. Daher werden Schilddrüsenhormone erst nach der RJT gegeben und vorbereitend vor jeder erneuten Therapie wieder abgesetzt.
Langzeitfolgen
Nach einer RJT muss der Patient lebenslang Schilddrüsenhormone einnehmen. Die notwendige Dosis wird durch Blutkontrollen regelmässig überprüft. Weitere Kontrolluntersuchungen hängen vom Ausmaß der Erkrankung ab und sind im Einzelfall verschieden.
Da eine geringe Menge Radiojod sich bei der Therapie auch in den Speicheldrüsen anreichert, ist es wichtig, dass Sie den Speichelfluss durch reichliches Trinken und Spülen mit Zitronensaft fördern. Sie schützen sich so vor einer Funktionsstörung der Speicheldrüsen.
Aus Büchern oder durch Gespräche mit anderen Patienten haben Sie eventuell gehört, dass es ein erhöhtes Leukämierisiko nach der RJT gibt. Dies ist nicht falsch, spielt jedoch nur bei solchen Patienten eine Rolle, bei denen die Behandlung außergewöhnlich hohe Gesamtdosen Radiojod erfordert. Dies ist nur dann der Fall, wenn die Erkrankung ein lebensbedrohliches Ausmaß hat. Für Sie ist dies im Rahmen der bevorstehenden Radiojodbehandlung kein bedeutsames Risiko. Hierüber würden wir Sie gegebenenfalls gesondert aufklären und Vorsichtsmaßnahmen treffen.
Vorbereitung
Nach der Schilddrüsenoperation werden zunächst keine Schilddrüsenhormontabletten eingenommen, um die Unterfunktion zu erreichen. Weiterhin ist auf eine Jodkarenz zu achten. Bitte vermeiden Sie:
- jodhaltige Röntgenkontrastmittel
- Medikamente mit dem Wirkstoff Amiodaron
- jodhaltige Dermatologika (z.B. zur Wundbehandlung oder Desinfektion)
- Schilddrüsenmedikamente mit Jod
- jodhaltige Multivitamin- oder Mineralstoffpräparate
- jodhaltige Gesundheitstees
- Lebens- und Würzmittel aus Algen oder Seetang, Meeresfisch.
Stationärer Aufenthalt
Bitte melden Sie sich am vereinbarten Aufnahmetag bis 8.30 Uhr in der Patientenaufnahme und danach in der Nuklearmedizin (Station 07). Zu Hause dürfen Sie noch ein leichtes Frühstück zu sich nehmen.
Was ist mitzubringen?
- Liste der Medikamente, am besten in der Originalverpackung
- Nachthemd oder Schlafanzug
- Bade- oder Morgenmantel sind nicht notwendig
- Waschzeug (Seife, Zahnbürste, Kamm, Creme, Rasierapparat usw.)
- Handtücher und Waschlappen werden gestellt
- Hausschuhe
- bequeme Kleidung, Sie müssen nicht im Bett liegen
- Sachen des persönlichen Bedarfs und zum Zeitvertreib (Bücher, Handarbeit, Laptop)
Untergebracht sind Sie in modernen Einbettzimmern Ein Fernsehapparat kann von Ihnen kostenlos genutzt werden. Jedes Zimmer besitzt ein eigenes Telefon, das mit einer Telefonkarte (erhältlich in der Patientenaufnahme, 10€ Pfand) betrieben wird.
Während des stationären Aufenthalts dürfen Sie aus Strahlenschutzgründen die Station nicht verlassen und auch keinen Besuch empfangen. Weiterhin besteht absolutes Rauchverbot.
Die Dauer Ihres stationären Aufenthalts richtet sich nach der Höhe der Therapiedosis, die bei jedem Patienten verschieden ist; die Aufenthaltsdauer kann somit zwischen 4 bis 7 Tagen betragen. Die Messungen führen Sie nach Einweisung selbständig 6 mal am Tag durch. Vor der Entlassung wird eine Ganzkörperszintigrafie zur Darstellung der Jodverteilung durchgeführt.
Die Entlassung erfolgt, sobald die Radioaktivität in Ihrem Körper einen vom Gesetzgeber vorgegebenen Wert unterschritten hat. Im Normalfall wird Ihnen die Entlassung mindestens einen Tag zuvor bekanntgegeben. Die gesamten Formalitäten (Abmeldung, Abschlussgespräch beim Arzt) sind meist bis spätestens 11.00 Uhr erledigt.
Weiterer Verlauf
Ab Entlassung nehmen Sie Schilddrüsenhormontabletten ein.
Die Tumornachsorge zu vorgeschriebenen Zeitpunkten erfolgt bei Ihrem behandelnden Arzt.
Eine stationäre Nachsorge in der Nuklearmedizin ist nach 3 bis 6 Monaten notwendig. Dazu gehören Ultraschallaufnahmen, Blutuntersuchungen und eine Jod-Ganzkörperszintigrafie. Voraussetzung für die Untersuchungen ist eine Schilddrüsenunterfunktion, die entweder durch Absetzen der Schilddrüsenhormontabletten vier Wochen vor Termin oder durch zwei Injektionen in die Muskulatur (Thyrogen) erreicht wird. Welches Verfahren für Sie infrage kommt, wird der Nuklearmediziner mit Ihnen besprechen.
Das Ergebnis dieser Untersuchungen bestimmt den weiteren Ablauf:
- ambulante Tumornachsorge
- nuklearmedizinische Nachsorge nach einem Jahr
- weitere Radiojodtherapie.
Der behandelnde Nuklearmediziner steht Ihnen gern mit Rat und Tat zur Seite. Weitere Patienteninformationen erhalten Sie z.B. unter folgenden Adressen:
www.schilddrüsenkrebs.de
www.nuklearmedizin.de
www.endokrinologie.de
www.sd-krebs.de
www.schilddrüsenliga.de
www.krebshilfe.de