Anästhesie in der Geburtshilfe

In unserer Frauenklinik werden jedes Jahr rund 900 Kinder zur Welt gebracht. Die Klinik für Anästhesiologie arbeitet eng mit der Frauenklinik zusammen. Wir stehen rund um die Uhr für eine zügige anästhesiologische Versorgung im Kreissaal zur Verfügung.

Unsere Unterstützung im Kreissaal beinhaltet mehrere Möglichkeiten:

Methoden zur schmerzarmen Geburt

Dazu eignen sich die rückenmarksnahen regionalanästhesiologischen Verfahren, die als "single-shot-Gabe" bzw. als Kathetertechnik mit den geeigneten Medikamenten eine gute Mitarbeit der Mutter während der Geburt bei deutlich verminderter Schmerzintensität ermöglichen.

Die schnell durchführbare Punktion im Bereich der Lendenwirbelsäule wird mit einer sehr dünnen Nadel durchgeführt. Diese Nadel wird bis in den Bereich des Spinalkanals vorgeschoben und ein Medikament injiziert, welches einen sehr schnellen Wirkungseintritt hat und deren Wirkdauer 6 - 12 Stunden anhalten kann. Vorteil dieser Methode ist die schnelle Durchführbarkeit und die schnelle Wirkung. Diese Punktionstechnik kann in Rücksprache auch bei der Wannengeburt eingesetzt werden. Als Nachteil ist die Einmaligkeit der Punktion (wiederholte Gaben sind nicht möglich) zu nennen.

Diese wird generell als Kathetertechnik durchgeführt. Die Katheteranlage erfolgt ebenfalls im Bereich der Lendenwirbelsäule. Auch hier wird unter örtlicher Betäubung der Haut zunächst eine Stahlkanüle bis in den Bereich der Hüllen um den Spinalkanal eingeführt, über welche dann der Katheter vorgeschoben wird. Die Kanüle selbst wird wieder entfernt und der dünne Plastikschlauch verbleibt im sogenannten Periduralraum. Darüber werden die Medikamente gegeben. Der Wirkeintritt beginnt bei dieser Technik jedoch etwas verzögert, es ist aber jederzeit eine erneute Gabe wieder möglich.
Um der Gebärenden eine selbstbestimmte Schmerztherapie zu ermöglichen, nutzen wir die sog. PCEA (patient-controlled-epidural-analgesia) via computer-gesteuerter Infusionspumpe. Hier kann über eine einfache Druckknopfbedienung bedarfsadaptiert eine vorher vom Anästhesisten festgelegte Medikamentenmenge wiederholt abgefordert werden.

Die CSE (combined-spinal-epidural-analgesia) vereint die Vorteile beider Verfahren miteinander - schneller Wirkeintritt und Wiederholbarkeit der Medikamentengabe. Die Anlagetechnik ähnelt im Wesentlichen der Anlage des Periduralkatheters. Bei diesem Verfahren wird durch eine ganz besonders geformte Kanüle nicht nur ein Katheter in den Periduralraum geschoben, sondern über die gleiche Kanüle Nadel bis in den Spinalraum vorgeschoben. Zum Schluss bleibt wieder nur der dünne Plastikschlauch für die weiteren Medikamentengaben liegen. Auch hier kann mit einer PCEA fortgefahren werden.
Die Entscheidung für oder gegen ein bestimmtes Verfahren ergibt sich häufig im Vorbereitungsgespräch mit der Patientin und der betreuenden Hebamme. Der bisherige Geburtsverlauf, Vorerkrankungen, abnorme Laborwerte und natürlich der Patientenwunsch werden dabei in die Entscheidung mit einbezogen.

Kaiserschnittentbindung

Die Anaesthesie für den Kaiserschnitt umfasst grundsätzlich die Möglichkeit der Regional- als auch der Allgemeinanästhesie.  

Aufgrund der höheren Patientensicherheit durch das verminderte Aspirationsrisiko werden beim Kaiserschnitt vorrangig regionalanästhesiologische Verfahren eingesetzt. Hier sind grundsätzlich die Spinalanästhesie, die Periduralanästhesie und die Kombination der beiden Verfahren möglich. Ein Periduralkatheter, der zur schmerzarmen Geburt gelegt wurde, kann grundsätzlich auch für einen Kaiserschnitt genutzt werden.
Bei örtlicher Betäubung ist nicht nur ein direkter postpartaler Kontakt von Mutter und Kind möglich, auch die Anwesenheit des Vaters bei der Geburt im Kreißsaal kann ermöglicht werden. 

Bei einer Notfall-Sectio oder dem Vorliegen von Kontraindikationen zur Regionalanästhesie wird die Allgemeinnarkose eingesetzt. Um eine Beeinträchtigung des Kindes durch Übertritt von Narkosemedikamenten über den Mutterkuchen zu minimieren, erfolgt die Narkoseeinleitung erst nach dem Abschluss aller operationsvorbereitenden chirurgischen Maßnahmen.