Hirntumore

Es gibt eine Vielzahl von gut- und bösartigen Hirntumoren, die vom Hirngewebe selbst ausgehen oder Absiedelungen anderer Tumore (Metastasen) sind . Darüberhinaus gibt es Tumore der Hirnhäute (sog. Meningeome), der Hirnanhangsdrüse (Hypophysenadenome) und der Hirnnerven wie z.B. Vestibularisschwannome (früher als Akustikusneurinome bezeichnet) oder Trigeminusneurinome.

Ebenso vielfältig ist die klinische Symptomatik. Hirntumore können eine breite Palette von Symptomen bzw. Ausfallerscheinungen hervorrufen wie Halbseitenlähmungen, Sprachstörungen, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen oder Kopfschmerzen. Darüber hinaus können sie  zu epileptischen Anfällen führen.

Zur präoperativen Basisdiagnostik gehören die Computertomographie (CT) und vor allem die Magnetresonanztomographie (MRT), die von unseren Kollegen der Klinik für Neuroradiologie durchgeführt werden. Bei einigen Tumoren wird Computer-gestützt stereotaktisch biopsiert, bevor sich zu einer weiteren Therapie entschieden wird, auch dies ist in der Dessauer Neurochirurgie möglich (siehe "Stereotaxie"). Die Hirntumor-Operationen erfolgen mikrochirurgisch mit Einsatz eines Operationmikroskopes, außerdem wird zur genauen Lokalisationsbestimmung des Tumors ein Computersystem eingesetzt ("Neuronavigation"). Darüber hinaus wird bei bestimmten Lokalisationen das intraoperative Monitoring zur Überwachung der motorischen und sensiblen Funktionen eingesetzt. Auch die intraoperative Visualisierung vor allem der hirneigenen Tumore durch Floureszensverfahren und der intraoperative Ultraschall zur Resektionskontrolle kommen in der Tumorchirurgie routinemäßig zum Einsatz. Tumore des Hirnkammersystems (Ventrikeltumore) können durch eine endoskopische Operation entfernt werden, auch diese Technik wird in der Dessauer Neurochirurgie angewandt.

Nach einer Hirntumor-Operation bleiben die Patienten für eine gewisse Zeit (mindestens bis zum nächsten Tag) auf der operativen Intensivstation, wo sie von Anästhesiologen und Neurochirurgen gemeinsam behandelt werden.

Im Falle der Notwendigkeit einer weiteren Bestrahlung und/oder Chemotherapie kann diese ebenfalls im Klinikum Dessau durchgeführt werden. Die weitere Behandlung wird interdisziplinär im Tumorboard mit unseren strahlentherapeutischen, internistischen und neurologischen Kollegen besprochen. Außerdem erfolgt die regelmäßige klinische und bildgebende Kontrolle über unsere ambulante Sprechstunde im MVZ.

Die häufigsten hirneigenen Tumore sind die Gliome, die in vier Malignitätsgrade eingeteilt werden. Bei Erwachsenen sind am häufigsten die Grad-4-Tumore, die als Glioblastome bezeichnet werden. Nach der Operation erfolgen hier üblicherweise im Verlauf eine Strahlentherapie und eine Chemotherapie mit dem Medikament Temozolomid (Temodal®).

Die häufigsten Hirnmetastasenstammen von Krebserkrankungen der Lunge, des Magen-Darm-Trakts, der Niere oder der Brustdrüsen.  Auch Metastasen des sogenannten schwarzen Hautkrebses (Melanom) sind nicht selten. Sofern die Tumorausbreitung und der Allgemeinzustand des Patienten dies erlauben, besteht grundsätzlich die Möglichkeit,  die Metastasen mikrochirurgisch zu entfernen. Über dieses Vorgehen wird jedoch zuvor – abgesehen von Notfällen – im interdisziplinären Tumorboard entschieden.

Zu den häufigen intrakraniellen Tumoren gehören neben den Gliomen und Metastasen auch dieMeningeome. Dies sind Tumore, die von den arachnoidalen Deckzellen der Hirnhäute ihren Ursprung nehmen. Sie wachsen normalerweise langsam im Schädelinneren im Bereich der Kalotte oder der Schädelbasis. Ab einer bestimmten Größe verursachen sie, je nach Lokalisation, entsprechende klinische Symptome. Sie können in drei Malignitätsgrade eingeteilt werden, am häufigsten sind die gutartigen (Grad I) Meningeome. Ziel ist die möglichst komplette mikrochirurgische Entfernung. Bei wiederholtem Tumorwachstum oder nicht möglicher vollständiger Entfernung (zum Beispiel an bestimmten Stellen im Bereich der Schädelbasis) ist auch eine nachfolgende Strahlentherapie möglich. Große Schädelbasis-Meningeome können vor der OP mittels Katheter-Verfahren arteriell teilverschlossen (embolisiert) werden. Diese Maßnahme wird durch unsere neuroradiologischen Kollegen durchgeführt und führt zur Vereinfachung des operativen Vorgehens.

Vestibularis-Schwannome (oder Akustikusneurinome) sind gutartige Tumore, die üblicherweise am Gleichgewichtsnerv ihren Ursprung haben und durch Kompression zu Tinnitus, Hörminderung, Schwindelsymptomen und Gesichtslähmungen führen können. Bei sehr großen Tumoren kann es auch zu Gefühlsstörungen im Gesicht und zu Hirnstamm-Kompressionssyndromen kommen. Je nach Größe, Symptomatik und genauer Lokalisation der Tumore wird vorher ausführlich die Möglichkeit einer primären Bestrahlung oder einer Operation diskutiert.

Hypophysentumore (Tumore der Hirnanhangsdrüse) können Hormonstörungen und durch Kompression des Sehnervs auch Sehstörungen verursachen. Zur präoperativen Diagnostik gehört neben der Bildgebung (CT, MRT) und der augenärztlichen Untersuchung auch die internistische Hormondiagnostik. Bei Prolaktin- produzierenden Adenomen (Prolaktinome) besteht eine medikamentöse Behandlungsmöglichkeit. Unter Medikamenten kommt es in diesen Fällen zu einer Tumorverkleinerung, sodass die Operation vermieden werden kann.

Die operative Entfernung eines Hypophysentumors wird in der Regel rein endoskopisch durch die Nase und die Keilbeinhöhle durchgeführt (sog. transsphenoidale Operation). Selten ist hierbei eine Operation mit Eröffnung der Schädelkalotte (transkranielle Operation) notwendig.

Stereotaktische Eingriffe

Diese Eingriffe werden in der Dessauer Neurochirurgie zum Zweck einer Probeentnahme bei diagnostisch unklaren Befunden im Gehirn angewandt. Vor der Operation erfolgt hierfür eine Dünnschicht-Computertomographie bzw. eine Magnetresonanztomographie des Kopfes. Den Patienten wird dann in Vollnarkose ein sogenannter Stereotaxie-Rahmen am Kopf angebracht. Anhand der  Daten der präoperativen Bildgebung können Zielpunkt und Eintrittspunkt der Stereotaxie-Nadel millimetergenau bestimmt werden. Es erfolgt dann mit Hilfe des Stereotaxie-Rings navigiert die Probeentnahme über eine Bohrloch-Anlage in der Schädelkalotte, wobei mehrere Proben im Abstand von einigen Millimetern entnommen werden ("stereotaktische Serienbiopsie").

Die Probenbiopsate werden dann bereits während der Op  von unseren Kollegen des Instituts für Pathologie analysiert. So können vorläufige Informationen über die Art des entnommenen Gewebes übermittelt werden. Während der folgenden Tage werden die Befunde dann endgültig histopathologisch ausgewertet.