Zum Hauptinhalt springen

Ernährungsteam analysiert Patientenwohl

Wir wissen alle: Gesunde Ernährung ist wichtig. Doch halten wir uns immer daran? Wie wichtig nehmen wir eine gesunde Ernährung im Alltag?

Was normalerweise jeder für sich selbst beeinflussen kann, ändert sich schlagartig bei einem Aufenthalt im Krankenhaus. Wir können uns nicht mehr selbst darum kümmern, jetzt haben andere die Verantwortung für unsere Ernährung übernommen.

Bereits seit 2014 gibt es am Städtischen Klinikum Dessau ein Ernährungsteam, das sich auf den Stationen um die Kost von Patientinnen und Patienten sorgt. Chefarzt Prof. Dr. med. Gerhard Behre ist die Arbeit des Ernährungsteams, das von dem renommierten Ernährungsmediziner Prof. Dr. med. Mathias Plauth geleitet wird, sehr wichtig, da u. a. das Leistungsspektrum des Onkologischen Zentrums damit eine perfekte Ergänzung erfährt. Denn gerade Krebspatienten leiden häufig unter Gewichtsverlust durch Mangelernährung und Appetitlosigkeit. Erst die adäquate Ernährungstherapie versetzt die Patienten häufig in die Lage, eine wirksame Therapie der Krebserkrankung erhalten zu können. „Das Ernährungsteam ist somit ein Leuchtturm der Klinik für Innere Medizin I und des Onkologischen Zentrums Dessau“, schätzt Prof. Behre ein.

Um die entscheidende Rolle der Ernährung im Kontext von Gesundheit und Genesung künftig noch mehr hervorzuheben und um einen zusätzlichen Qualitätsgewinn im Städtischen Klinikum erzielen zu können, hat sich das Ernährungsteam Ende 2024 erstmals am weltweiten „Nutrition Day“ beteiligt und hat dafür, Ende Dezember, ein Zertifikat erhalten. Es ist der offizielle Nachweis dafür, dass am Städtischen Klinikum Dessau eine der Erkrankung und der Konstitution des Patienten entsprechende Ernährung ein wesentlicher Bestandteil der klinischen Versorgung und medizinischen Behandlung ist.

Um das Projekt weiter auszubauen, hat sich das Team von Prof. Plauth und Oberärztin Dr. med. Anke Rockstroh dazu entschlossen, fortan jährlich am Nutrition Day teilzunehmen und weitere Stationen in die Erhebung einzubeziehen. Bei der „Premiere“ im November 2024 hatten sich 26 Patientinnen und Patienten auf einer 30-Betten-Station der Inneren Medizin I an der Befragung freiwillig beteiligt. Das Interesse war sehr hoch.

So wurde u. a. ermittelt, dass 50 Prozent der befragten Patienten mangelernährt waren, 62 Prozent litten in den zurückliegenden drei Monaten unter ungewolltem Gewichtsverlust. 42 Prozent von ihnen gaben an, oft nur die Hälfte der Portionen zu essen – aus Appetitlosigkeit oder aufgrund der als zu groß empfundenen Portionen.

Für die im Städtischen Klinikum Dessau angebotene ernährungsmedizinische Versorgung können diese Zahlen wichtige Impulse liefern, wenn sie anschließend mit Fakten und Zahlen anderer Krankenhäuser und Stationen weltweit in Relation gesetzt werden. Wie wirkt sich Mangelernährung auf die Dauer des Klinikaufenthalts aus, welcher Einfluss auf die Patientensicherheit ergibt sich daraus, wie muss die Ernährungsversorgung angepasst werden, welche Mehrkosten sind für die Gesundheitseinrichtungen mit einer krankheitsbedingten Mangelernährung verbunden – so z. B. können die entsprechenden Fragen lauten.

An der eintägigen Querschnittserhebung mit Ergebnisbewertung, die alle teilnehmenden Häuser einsehen können, haben sich 2024 mehr als 8.000 Stationen mit über 300.000 Patientinnen und Patienten aus 74 Ländern beteiligt. Von daher handelt es sich tatsächlich um eine weltweite Initiative zur Bekämpfung der Mangelernährung in Gesundheitseinrichtungen. Der internationale Vergleich ermöglicht eine breite Basis von Daten und Erfahrungswerten zum Nutzen der Forschung, deren wissenschaftliche Ergebnisse in die Verbesserung der Ernährungssituation von Patienten einfließen können.

Dass die erstmalige und in Zukunft dauerhaft geplante Teilnahme am internationalen Nutrition Day eine hervorragende Visitenkarte für das Städtische Klinikum Dessau ist, davon sind Dr. med. Anke Rockstroh und ihre drei Teamkolleginnen Melanie Viertel, Katja Rannefeld und Susann Johannsen überzeugt. Mit der Erhebung ernährungsrelevanter Informationen auf Stations- und Patientenebene sind sie Vorreiterinnen, denn längst nicht jede große Klinik verfügt über ein Ernährungsteam. Dass alle Seiten daraus Nutzen ziehen können, bestärkt sie in ihrem Engagement. Für die Patienten verbessert sich die Aufenthaltssituation dank wissenschaftlich fundierter Ernährungskontrolle, für die Krankenhäuser lassen sich die Kosten langfristig reduzieren, etwa weil die Verweildauer und die Behandlung verkürzt werden können. Natürlich fördern die jährliche Teilnahme und die generelle Beschäftigung mit dem Thema die gesunde Ernährungsversorgung in der jeweiligen Krankenanstalt, was immer eine Qualitätsverbesserung mit sich bringt.

Nicht nur die viel zitierte und in den westlichen Industrieländern weit verbreitete Adipositas sorgt in den Gesundheitssystemen vieler Länder für Probleme, z. B. durch die insgesamt hohen Kosten für die Behandlungen. So beliefen sich die Mehrkosten in Gesundheitseinrichtungen weltweit aufgrund von Mangelernährung auf 8,6 Milliarden Euro im Jahr 2023. Eine Zahl, die aufhorchen lässt und die auch am Städtischen Klinikum Dessau zum Anlass genommen wird, das Thema Ernährung vielschichtig zu beleuchten.

Zurück