Vertrauliche Geburt ersetzt Babyklappe


Seit mehr als 20 Jahren bestand an der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe die Möglichkeit, Neugeborene anonym und sicher in einer Babyklappe – auch Babynest genannt – abzugeben. Zunächst am Standort Kühnauer Straße, ab 2004 dann am Auenweg, bot das Städtische Klinikum damit eine niederschwellige Hilfe für Frauen in extremen Notsituationen.
Nun wird dieses Angebot in seiner bisherigen Form zum 1. Juni 2025 eingestellt. In den vergangenen zehn Jahren wurde die Babyklappe am Auenweg nicht genutzt – ein Zeichen dafür, dass sich die Bedürfnisse und Möglichkeiten für betroffene Frauen verändert haben. Die Entscheidung zur Schließung wurde dennoch mit großer Sorgfalt und in enger Abstimmung der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und der Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde sowie der Betriebsleitung des Klinikums getroffen.
„Die Babyklappe war lange Zeit ein wichtiges Angebot. Heute stehen jedoch Alternativen zur Verfügung, die sowohl medizinisch sicherer als auch rechtlich und ethisch besser nachvollziehbar sind – insbesondere für die betroffenen Kinder“, erklärt Prof. Dr. med. Stefan Fest, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin.
Bereits 2009 empfahl der Deutsche Ethikrat, Babyklappen durch geeignetere Angebote zu ersetzen. Auch der Deutsche Kinderschutzbund betont das Grundrecht jedes Kindes auf Kenntnis seiner Herkunft und eine Beziehung zu seinen Eltern – Aspekte, die bei der anonymen Kindesabgabe nicht gewährleistet sind.
Als moderne und geschützte Alternative bietet das Klinikum die vertrauliche Geburt an: ein medizinisch und rechtlich abgesichertes Verfahren für Frauen in Not, die ihr Kind nicht offen zur Welt bringen können oder wollen. Seit Mai 2014 ist dieses Angebot fester Bestandteil der Versorgung im Klinikum.
„Keine Frau muss ihr Kind heimlich, allein und unter Gefahren zur Welt bringen“, betont Prof. Fest. „Mit der vertraulichen Geburt bieten wir einen geschützten Rahmen, der Mutter und Kind Sicherheit gibt – und gleichzeitig die spätere Nachverfolgbarkeit der Herkunft durch das Kind ermöglicht.“
Frauen in Krisensituationen können sich vertrauensvoll an eine Schwangerenkonfliktberatungsstelle wenden. Diese beraten und begleiten die Frauen und kümmern sich unter anderem auch um Voruntersuchungen und die Organisation der eigentlichen Geburt. In Dessau-Roßlau sind für Frauen in Not das Diakonische Werk (0340 2605534), Der Paritätische (0340 2209855) und pro familia (034901 65030) wichtige Ansprechpartner.
Das Angebot in Dessau-Roßlau wird durch die „Frühen Hilfen“ erweitert (Tel. 0340 2041282). Diese Unterstützung hat das Ziel, frühzeitig psychosoziale Belastungen zu erkennen und passende Hilfen anzubieten. Familienhebammen sowie Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen beraten vertraulich, führen Hausbesuche durch und stehen bei Fragen rund um Schwangerschaft, Geburt und Elternschaft zur Seite.