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Reanimationstraining: Pilotprojekt startete im Gropius Gymnasium

10.000 Leben könnten pro Jahr in Deutschland gerettet werden, wenn den Menschen bei Herzstillstand rechtzeitig geholfen würde. Nach Auffassung von Priv.-Doz. Dr. med. et Dr. med. univ. Georg Fürnau, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin II, könnte Laienreanimation hier Abhilfe schaffen. So wären regelmäßige Trainings in Schulen ein möglicher Weg. Skandinavien zeigt, wie es gehen kann. „Ab dem Alter von zehn Jahren werden hier Schülerinnen und Schüler mehrmals im Jahr in puncto Erste Hilfe und Reanimation geschult. Sie wissen, wie eine Herzdruckmassage geht, und wie ein Defibrillator funktioniert. Wir sollten Schweden oder Dänemark als Vorbild nehmen“, meint der Chefarzt.

So wurde in Dänemark 2005 der Wiederbelebungsunterricht gesetzlich festgeschrieben. Seither hat sich die Laienreanimationsquote von 20 im Jahr 2000 auf mehr als 60 Prozent im Jahr 2020 gesteigert. Die Überlebensrate von betroffenen Menschen hat sich verdreifacht. Andere Länder wie die Niederlande und Schweden weisen sogar eine Laienreanimationsquote betroffener Menschen von 70 Prozent und mehr auf.

Zwar empfiehlt der Schulausschuss der Kultusministerkonferenz seit 2014 in Deutschland eine flächendeckende Einführung von Wiederbelebungsunterricht in Schulen im Umfang von zwei Unterrichtsstunden pro Jahr ab der Klasse 7, doch leider ist dies bislang nur eine papierne Empfehlung geblieben.

Vor dem Hintergrund dieser unbefriedigenden Situation startete am Donnerstag ein Pilotprojekt zur Laienreanimation am Walter Gropius Gymnasium. Vor Wochen rannte der Chefarzt bei Direktor Michael Teichert mit der Idee offene Türen ein.  Nun war es so weit.  100 Schüler der achten Klassenstufe wurden durch Dr. Fürnau und Pfleger Carsten Hanning, Krankenpfleger der Intensivstation und Reanimations-Beauftragter im Städtischen Klinikum, theoretisch und praktisch geschult.  

Auch wenn das Herz im Bio-Unterreicht der achten Klassen erst Anfang 2024 auf dem Lehrplan steht, waren die Jungs und Mädchen voll bei der Sache. Die anfängliche Zurückhaltung wich schnell, und die beiden Kollegen aus dem Klinikum konnten gegen die schulischen Gepflogenheiten mit Fragen, ohne den Arm zu heben, bombardiert werden.  

Nach einem kurzen theoretischen Ausflug in bewegten Bildern a la Instagram und Tik Tok – die Kids sollten sich ja nicht langweilen – konnten sich die Teenager an den Reanimationspuppen selbst ausprobieren.

Zentraler Punkt neben dem Erlernen der richtigen Handgriffe und Bewegungen war der Abbau der Angst, etwas falsch zu machen.  Denn die menschliche „Pumpe“ wieder in Gang zu bringen, bedarf Courage.  Das bedeutet auch, dass der hilflosen Person bei der Reanimation auch mal eine Rippe gebrochen werden kann. Denn das Herz kommt nur wieder in Gang, wenn im Takt richtig – etwa fünf Zentimeter tief –  in den Brustkorb gedrückt wird.

Den Takt zur Herzdruckmassage gab den Schülern der alte Bee Gees-Song „Staying alive“ vor. Was für ein passender Titel.

Dr. Fürnau sieht dieses erste Reanimationstraining durchaus als einen Piloten. „Es wäre schön, wenn wir diese Idee fortführen und weitere Schulen im wahrsten Sinne mit Hand anlegen könnten.“

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