Neue Hoffnung für Patienten mit Autoimmunerkrankungen
Das Klinikum hat seit kurzem eine Neuerwerbung im Einsatz, die das Leben vieler Patienten mit Autoimmunerkrankungen, neurologischen Störungen und anderen Gesundheitsproblemen erheblich verbessern kann: das Life 21 Apheresis Unit von Miltenyi Biotec. Dieses innovative Gerät, das wörtlich "Leben für unsere Patienten" bedeutet, eröffnet neue Therapiemöglichkeiten bei einer Vielzahl von Krankheitsbildern. Im Fokus steht dabei die Behandlung von sogenannten „Autoimmunerkrankungen“. Diese Erkrankungen zeichnen sich dadurch aus, dass das körpereigene Immunsystem nicht nur gegen fremde Eindringlinge vorgeht, sondern auch eigene Körperstrukturen angreift, was zu unterschiedlichen Beschwerden und Organschäden führen kann.
Das „Life 21“ ist ein Gerät, welches für Plasmapherese und Immunadsorption eingesetzt wird.Bei beiden Verfahren handelt es sich um Techniken der „Blutwäsche“. "Plasmapherese, auch bekannt als Plasmaaustausch, ist ein Verfahren, bei dem das Blutplasma des Patienten entfernt und durch eine Ersatzlösung ersetzt wird, um schädliche Antikörper oder Gifte zu entfernen. Immunadsorption geht noch einen Schritt weiter, indem sie nur die krankmachenden Antikörper herausfiltert und das gereinigte Plasma wieder in den Körper des Patienten zurückführt“, so Prof. Dr. med. Gerhard Behre, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin I. Mit dem Life 21 können Ärzte in einer Sitzung gleich mehrere Liter Plasma behandeln, was zu einer wesentlich schnelleren Reduktion von Autoantikörpern und somit zu einer schnelleren Linderung der Beschwerden und Heilung führt.
Welche Krankheitsbilder können behandelt werden?
Zum Beispiel bestimmte Formen der Dilatativen Kardiomyopathie, das Guillan Barré-Syndrom, die Myasthene Krise bei Myasthenia Gravis, ein akuter Schub bei Multipler Sklerose oder bestimmte Formen der Rheumatoidarthritis. Weitere Indikationen für das neue Therapieverfahren am Klinikum sind der systemische Lupus erythematodes, die Granulomatose mit Polyangiitis, Goodpasture Syndrom, die Hemmkörperhämophilie und das Antiphospholipidsyndrom.
Ein Fallbeispiel
Ein Beispiel für den Behandlungsfortschritt ist ein 55-jähriger Patient, der an einem Goodpasture-Syndrom mit Nieren- und Lungenbeteiligung litt. Diese seltene Autoimmunerkrankung verursacht durch die Bildung von Antikörpern gegen die Basalmembran der Kapillaren schwere Nieren- und Lungenschäden. Mit dem neuen Verfahrens konnte Behandlung effizienter gestaltet werden. Durch die Möglichkeit, mehr Plasma pro Sitzung zu filtern, konnte eine schnellere Reduktion der Autoantikörper erreicht werden, was sich sofort positiv auf den Gesundheitszustand auswirkte. Der Patient benötigte weniger Medikamente, die das Immunsystem stark beeinflussen, wodurch auch die Nebenwirkungen reduziert und seine Lebensqualität erheblich verbessert wurden. Sowohl der Patient als auch die ambulant behandelnden Ärzte zeigten sich beeindruckt von den neuen therapeutischen Möglichkeiten des Klinikums.
Direkter Zugang für Patienten
Ärzte der Klinik für Innere Medizin I können nun gezielt Patienten ansprechen, die von diesen Therapien profitieren könnten. Interessierte sind herzlich eingeladen, sich bei den behandelnden Medizinern zu melden, um herauszufinden, ob diese Behandlungsmethode auch für sie geeignet ist. Sie können in der Nephrologischen Institutsambulanz bei Oberarzt Pavlo Shkodivskyi, Abteilungsleiter Nephrologie, unter der Telefonnummer 0340 501-1280 einen Beratungstermin vereinbaren.
Öffentliche Vorstellung des Verfahrens
Am Mittwoch, dem 22. Januar 2025, lädt die Klinik für Innere Medizin I, von 16:00 Uhr bis 17:30 Uhr, Fachkollegen und Interessierte herzlich zu einer Informationsveranstaltung ein, bei der die Funktionsweise der Plasmapherese und Immunadsorption vorgestellt und erläutert wird. Zudem wird aufgezeigt bei welchen Krankheitsbildern das Verfahren helfen kann. Diese Veranstaltung richtet sich sowohl an Patienten und Ärzte.