Kürzungen des Bundes bedrohen das FSJ
Zwölf FSJ-Stellen bietet das Klinikum pro Jahr. Ob es in Zukunft dabei bleiben wird, hängt auch an einer angekündigten Mittelkürzung des Bundes. Laut Haushaltsentwurf soll der Etat für Freiwilligendienste ab dem nächsten Jahr um 30 Millionen Euro, das entspricht einer Kürzung um zehn Prozent, gesenkt werden. Dagegen wehrt sich das DRK, das mit 650 Freiwilligen einer der größten Träger von Freiwilligendiensten in Sachsen-Anhalt ist.
Um über die Notwendigkeit eines Freiwilligen Sozialen Jahre zu diskutieren, lud das DRK die Bundestagsageordnete Steffi Lemke (Bündnis 90 / Die Grünen) zu einem Austausch mit Freiwilligen und Vertretern des Klinikums in den Auenweg ein. Michaela Ewald, Pflegedienstleitung, betonte den Nutzen des FSJ, den beide Seiten haben: „Die Freiwilligen können sich ausprobieren und sehen, ob der Pflegeberuf etwas für Sie ist, und wir bekommen am Ende motivierte Bewerber, die wissen, worauf Sie sich einlassen und Spaß am Beruf haben.“ Carola Ermes, Abteilungsleiterin Personal, betonte: „Das FSJ ist ein wichtiges Element für unsere Nachwuchsgewinnung. Jeder Freiwillige bekommt mit dem Vertrag auch das Versprechen auf einen anschließenden Ausbildungsplatz an unserer Pflegeschule.“
Die Karrieren der drei FSJ’ler, die mit am Tisch saßen, bestätigen, dass das FSJ oft der erste Schritt zu einer Festanstellung im Krankenhaus ist: Leonie Kurde absolviert bis Juli ihr FSJ, anschließend möchte sie Medizin studieren. Lilli Sophie Rensch ist bereits Pflegeschülerin im 2. Ausbildungsjahr, nachdem sie ihr Freiwilliges Soziales Jahr am Klinikum absolviert hat. Sie möchte auch nach dem Examen für das Dessauer Krankenhaus tätig sein. Elisabeth Wolf ist bereits eine Etappe weiter. Sie hat das Examen an der klinikeigenen Pflegeschule bestanden und arbeitet nun als festangestellte Pflegefachkraft in der Neurologie.
Wirklich kontrovers war die Diskussion zu keiner Zeit. Alle in der Runde waren sich einig, dass das FSJ eine gute Sache ist, und vielmehr zusätzliche Mittel als Kürzungen verdient. Auf der Forderungsliste von Katja Fischer, Betriebsleiterin der DRK Freiwilligendienste, stehen unter anderem Lohnerhöhungen und kostenlose Nutzung von Nah- und Fernverkehr für die FSJ’ler, die derzeit von einer Aufwandsentschädigung von 300 Euro leben müssen. Auch die Dessauer Politikerin, die immer wieder interessiert nachfragte, musste nicht lange überzeugt werden. „Das FSJ ist ein Orientierungsjahr und eine gute Hilfe für den Berufseinstieg. Gern setze ich mich Berlin dafür ein“, so Lemke abschließend, „dass der Rotstift nicht ausgerechnet hier angesetzt wird, zumal wir alle um die Nachwuchssorgen in der Pflege wissen.“