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Individuelle Hoffnung für Krebspatienten

Die moderne Krebsmedizin hat in den letzten Jahren einen grundlegenden Wandel vollzogen. Stand früher die Erkrankung als solche im Fokus, richtet sich der Blick heute auf den Menschen mit seiner ganz individuellen Tumorbiologie. Die sogenannte personalisierte Onkologie ist ein zukunftsweisender Ansatz, bei dem nicht mehr allein nach Tumorart und -ort behandelt wird, sondern gezielt nach den molekularen Besonderheiten des einzelnen Tumors. Diese Entwicklung wurde durch große Fortschritte in der molekularbiologischen Forschung und Diagnostik möglich – insbesondere durch moderne Verfahren, mit denen genetische Veränderungen und charakteristische Merkmale von Tumorzellen detailliert analysiert werden können.

Am Onkologischen Zentrum des Städtischen Klinikums Dessau nimmt die personalisierte Onkologie einen immer wichtigeren Stellenwert ein. Hier werden die biologischen Eigenschaften eines Tumors genau untersucht: Welche genetischen Mutationen sind vorhanden? Welche Signalwege nutzt der Tumor, um zu wachsen? Welche Schwachstellen lassen sich gezielt angreifen? Die Beantwortung dieser Fragen ist die Grundlage für eine maßgeschneiderte Therapie, die genau auf den einzelnen Patienten zugeschnitten ist.

„Herzstück dieser individuellen Behandlung ist das molekulare Tumorboard, das am Klinikum Dessau regelmäßig tagt. Es bringt Fachleute aus verschiedenen Disziplinen an einen Tisch – darunter Onkologen, Pathologen, Molekularbiologen, Radiologen, Chirurgen und weitere Spezialisten. In enger Zusammenarbeit werten sie die molekularen und genetischen Daten der Tumorerkrankung aus, betrachten den gesamten klinischen Verlauf und entwickeln daraus gemeinsam einen individuell abgestimmten Behandlungsplan“, so Prof. Dr. med. Gerhard Behre, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin I und Leiter des Onkologischen Zentrums am Städtischen Klinikum Dessau.

Das Prinzip der personalisierten Medizin fußt auf der Idee, nicht alle Erkrankungen einer Gruppe gleich zu behandeln, sondern die Erkrankung und den Erkrankten genau zu charakterisieren – zum Beispiel durch Sequenzierung eines Tumors.

Dazu wird eine Art genetischer Fingerabdruck des Tumorgewebes erstellt und nach Bedarf durch Analysen zu weiteren biologischen Parametern ergänzt, etwa zum RNA- und Protein-Profil der Krebszellen. Das Ziel: patientenindividuelle Schwachstellen eines Tumors aufspüren. „Wir suchen dabei nicht nur nach Mutationen, also nach bestimmten genetischen Veränderungen, sondern nach jedem Angriffspunkt eines Tumors, der sich vor allem klinisch für den einzelnen Patienten sinnvoll nutzen lässt“, so Prof. Behre.

Kennt man diese Schwachstellen, kann man nämlich gezielt Wirkstoffe einsetzen, die genau dort ansetzen. Oft sind das Medikamente, die bislang nur für andere Krebsarten zugelassen sind oder auch ganz neue Wirkstoffe, die bislang erst in Studien getestet werden.

Oft geht es dabei um sehr komplexe Fragestellungen. Das Tumorboard bündelt das Fachwissen aller Beteiligten und stellt sicher, dass für jede Patientin und jeden Patienten die aktuell bestmögliche Therapieempfehlung gegeben werden kann – gestützt auf wissenschaftliche Evidenz, modernste Diagnostik und den aktuellen Stand der Forschung.

 

Besonders bedeutsam ist die Arbeit des molekularen Tumorboards dann, wenn herkömmliche Behandlungswege ausgeschöpft sind oder seltene Tumorformen vorliegen. Durch den interdisziplinären Austausch und den Zugang zu überregionalen Studiennetzwerken können am Klinikum Dessau auch Therapien berücksichtigt werden, die andernorts noch nicht etabliert sind. Damit eröffnet das molekulare Tumorboard vielen Betroffenen zusätzliche Perspektiven – gerade in schwierigen Krankheitsverläufen.

Für die Patienten bedeutet die personalisierte Onkologie in Verbindung mit dem molekularen Tumorboard einen echten Fortschritt. Prof. Behre: „Die Behandlungen sind zielgerichteter, oft besser verträglich und steigern in vielen Fällen die Lebensqualität. Gleichzeitig haben Betroffene die Gewissheit, dass ihr Fall mit größter Sorgfalt, fachlicher Tiefe und Menschlichkeit besprochen und behandelt wird.“

Wie sehr sich dieser Anspruch auch im Klinikalltag widerspiegelt, zeigen die Rückmeldungen der Patienten selbst. So berichtet Frank B.: „Von der Notaufnahme bis zur Entlassung von der Station 16 (Hämatologie Onkologie) bin ich von Ärzten und dem Pflegepersonal mit Hingabe betreut und versorgt worden.“

Auch Martina R. hebt die Atmosphäre und das Engagement hervor: „Schon bei der Aufnahme auf Station 16 gutes Gefühl. Alles ist vorbereitet und abgesprochen. Ärzte versuchen sich wirklich Zeit zu nehmen. Es gibt klare Aussagen und es wird gut umgesetzt. Alle haben ein Lächeln auf den Lippen, selbst spät in der Nacht. Niemand ist gern im Krankenhaus, aber hier wird es einem leicht gemacht.“

Das Onkologische Zentrum am Klinikum Dessau nimmt mit diesem Konzept eine Vorreiterrolle in der Region ein. Es steht für moderne, individualisierte Krebstherapie auf höchstem medizinischem Niveau – und für den Anspruch, jedem Menschen mit einer Krebserkrankung die bestmögliche Chance zu geben.

Terminvergabe & Kontakt

Sprechstundentermine können telefonisch unter 0340 501-3880 vereinbart werden. Weitere Informationen finden Sie online im Onkologischen Zentrum.

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