Herzkatheter, Notaufnahme, Endoskopie und Labor






Im Rahmen einer Projektwoche besuchte die Jahrgangsstufe 12 des Philanthropinums an diesem Donnerstag das Städtische Klinikum. Ziel war es, den Schülerinnen und Schülern den Alltag im Krankenhaus näherzubringen und Interesse an einer beruflichen Zukunft vor Ort zu wecken.
„Krankenhaus ist viel mehr als Medizin und Pflege“ – darauf wies Bjoern Saft, Verwaltungsdirektor und 1. Betriebsleiter, bei der Begrüßung der insgesamt 70 Pennäler hin, die in drei Gruppen über den Tag verteilt eintrafen. „Wir wollen jungen Menschen zeigen, wie vielfältig die Arbeit im Klinikum ist – und dass sich eine Karriere hier vor Ort lohnt. Wer Lust auf Medizin, Technik oder Organisation hat, findet bei uns spannende Möglichkeiten.“ Es müsse nicht immer ein Studium sein: „Auch ich habe nach meinem Abitur eine Ausbildung zum Krankenpfleger absolviert und mich erst später für ein Studium entschieden. Diese Erfahrung prägt mich bis heute positiv. Dafür kann ich nur werben.“
Nach dieser Einführung ging es direkt zu den Fachbereichen. Erste Station war die Klinik für Akut- und Notfallmedizin, genauer gesagt die Zentrale Notaufnahme (ZNA). Dort nahm Marko Bertram, Leiter der ZNA, die Schüler in Empfang und führte sie durch die verschiedenen Bereiche – von der Einfahrt für Rettungswagen über den Schockraum (den Ort, an dem Schwerstverletzte von einem Team von bis zu zehn Personen parallel versorgt werden) bis hin zum Hubschrauberlandeplatz. Er erklärte das Manchester-Triage-System und weshalb einige Patienten länger warten müssen als andere. „Rund 130 Patienten passieren täglich die Notaufnahme – von der Prellung oder Kreislaufproblemen bis hin zu Polytrauma oder Schlaganfall“, so Bertram. Nicht jeder sei gleich dringend, aber jeder bekomme so schnell wie möglich die nötige Versorgung – zum Teil von mehreren Fachärzten unterschiedlicher Disziplinen innerhalb weniger Stunden. „Das ist eine unglaubliche Leistung für den Betrieb – auch wenn manch Wartender die Hintergründe nicht versteht und die Geduld strapaziert wird.“
Anschließend ergab sich kurzfristig die Möglichkeit, den Bereich der Endoskopie zu besuchen. Die leitende Oberärztin Dr. med. Judith Pannier begrüßte die Gruppe und ermöglichte es, live bei einer Lungenspiegelung zuzusehen. Die Patientin stimmte gerne zu, um junge Menschen für einen Beruf im Klinikum zu begeistern. Danach demonstrierte Dr. Pannier, wie Fremdkörper aus der Lunge entfernt werden. Im Trockenversuch wurde ein Gummibärchen aus einer Flüssigkeit geborgen, indem es über Katheter und Sonde eingefroren wurde. Mit dieser Methode hätten Ärzte bereits Haselnüsse, Zähne und sogar eine Minisalami aus Patientenlungen entfernt – alles durch Verschlucken, so die Ärztin.
Nur wenige Schritte weiter wartete das Herzkatheterlabor. Oberarzt Berekat erklärte die Behandlung verstopfter, millimetergroßer Herzkranzgefäße und deren Folgen. Anhand eines in der vergangenen Nacht durchgeführten Noteingriffs zeigte er das Einführen des Katheters, das Setzen eines Stents und wie das Team die Durchblutung wiederherstellte. Mit der Botschaft „Zeit ist Muskel“ erläuterte er den Ablauf vom Eintreffen des Notarztes bis zum Öffnen des Gefäßes – etwa mittels Cutting-Ballon. „Innerhalb von 90 Minuten sollte alles abgeschlossen sein“, so Berekat, „sonst stirbt Herzmuskelgewebe und die Pumpfunktion nimmt ab.“
Im Laborbereich führten Dr. rer. nat. Claudia Heindorff und Dr. med. Martin Külz die Besucher zwischen Laborautomaten, Petrischalen, Pipetten und Nährlösungen herum und erklärten die Bedeutung dieser Arbeit für die Befundung von Blut-, Urin- und Stuhlproben.
Zum Abschluss stellten Praxisanleiterin Katja Stackmann und Madeleine Schenk von der Pflegedienstleitung den Pflege- und Funktionsbereich vor. Sie gaben Einblicke in berufliche Entwicklungsmöglichkeiten – auch für Abiturienten – und sprachen über die zunehmende Akademisierung der Pflegeberufe. Ihr Ziel: den Schülern Lust zu machen, eine berufliche Laufbahn im Klinikum in Betracht zu ziehen. Vielleicht, so ihre Hoffnung, kehrt der eine oder andere in einigen Jahren als Dermatologe, Hebamme oder operationstechnischer Assistent an den Ort der heutigen Stippvisite zurück.