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„Ein Meister der sprechenden Medizin“

Eine Erkenntnis zog sich bei der Verabschiedung des langjährigen Dessauer Chefarztes, Dr. med. Günther Scheithauer, wie ein roter Faden durch sämtliche Reden: „Sie waren ein Meister der sprechenden Medizin“, so formulierte es sein ehemaliger Chef Prof. Dr. med. Udo Rebmann, Ärztlicher Direktor der Anhaltischen Diakonissenanstalt von 2001 bis 2019. Dankmar Pahlings, vormals Seelsorger des Diakonissenkrankenhauses, der zusammen mit Dr. Scheithauer im Zuge der Fusion Anfang 2021 an das Klinikum wechselte, ergänzte: „Ihre Patienten waren oft erstaunt, dass sich der Chefarzt auf der Visite so viel Zeit für sie nahm.“

Medizin zu studieren, war immer der Wunsch des gebürtigen Greifswalders, aber seine Eltern hatten andere Pläne. Erst lernte er Schlosser, dann schickten sie ihn zur Marine. Später sollte der Filius in der Sowjetunion Militärtechnik studieren, wovor ihn eine Asthmaerkrankung bewahrte. Endlich war der Weg frei für das Medizinstudium in Magdeburg und nun ging alles ganz schnell. Bereits mit 36 Jahren war der heute 67-Jährige Chefarzt für Anästhesie und Intensivmedizin in Zerbst. Über seine Anfänge als Arzt und Chef sagt er selbst: „Ich war voller Energie und wollte die Welt umstoßen. Allerdings auch ein Rüpel, Geduld zu haben, habe ich erst später gelernt.“

2004 wechselte Scheithauer in gleicher Funktion an das Diakonissenkrankenhaus. Es war eine Zeit der andauernden Umstrukturierung. „Die DRG mussten eingeführt werden, die ITS war überholungsbedürftig und dann gab es noch das Projekt Fasttrack“, erinnert sich Rebmann. „Die Intensivstation in der Gropiusallee auf modernsten Stand gebracht zu haben, das war Günthers Handschrift.“

2013 wurde die Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin um die Abteilung Palliativmedizin erweitert. In dieser Funktion hat Scheithauer 20 Jahre eng mit Dr. Anja Schneider, die von 2012 bis 2021 Geschäftsführerin der Anhaltischen Hospiz- und Palliativgesellschaft war, zusammengearbeitet. „Du warst unser Arzt“, so die heutige Landtagsabgeordnete. „Danke für Deinen Einsatz und Deine bestechende Menschlichkeit. Aus Kollegen sind Freunde geworden.“

Nach der Fusion wechselte Scheithauer an den Auenweg. Da es am Klinikum bereits eine Klinik für Anästhesie- und Intensivmedizin gab, jedoch keine für Palliativ- und Schmerztherapie, konzentrierte er sich auf Letzteres. Dr. med. Joachim Zagrodnick, Ärztlicher Direktor des Städtischen Klinikums, bedankte sich bei der Verabschiedung in der gut gefüllten Cafeteria insbesondere „für Ihre Geduld und unkomplizierte Art mit der wir die Fusion besprochen haben. Sie sind nicht in die Luft gegangen, obwohl sie es privat als Pilot gerne tun.“ Deswegen überreichte er zum Abschied auch einen Bildband mit besonderen Landschaften Deutschlands aus der Vogelperspektive. Zagrodnick schloss seine Rede mit einem Zitat des französischen Chirurgen und Nobelpreisträgers Alexis Carrell: „Es kommt nicht darauf an, den Jahren mehr Leben zu geben, sondern dem Leben mehr Jahre.“

Sichtlich gerührt von den Worten seiner beruflichen Weggefährten sagte  Scheithauer abschließend: „Danke, dass Ihr alle da seid. Danke für die Wertschätzung. Das hat mir gut getan und mich berührt.“

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